Das musst du über Aktien & Investieren wissen
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- Mit Aktien kaufst du Anteile eines Unternehmens. Das durch die Aktionäre bei Herausgabe der Aktien zu Verfügung gestellte Kapital nutzt das Unternehmen wiederum, um seine wirtschaftlichen Ziele zu erreichen.
- Aktien von börsennotierten Unternehmen und andere Wertpapiere werden an der Börse oder teilweise auch außerbörslich gehandelt.
- Es gibt verschiedene Möglichkeiten, von Aktien zu profitieren. Neben Einzelaktien kannst du in Aktienfonds oder ETFs investieren.
- Aktieninvestments beinhalten immer ein Unternehmens- sowie Marktrisiko, die sich in Wertschwankungen ausdrücken.
- Das Unternehmensrisiko kannst du durch Diversifikation weitestgehend eliminieren.
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- Für den Aktienkauf benötigst du ein Depot bei einer Filial- oder Onlinebank. Das Depot ist ein Konto, auf dem du Wertpapiere lagern, kaufen und verkaufen kannst.
- Vor dem ersten Investment solltest du deine Anlagestrategie und Risikobereitschaft kennen. Alternativ lohnt es sich, zunächst mit kleinen Geldbeträgen zu starten, um ohne großes Verlustrisiko ein Gefühl für das Investieren zu bekommen.
- Davon hängt auch die Wahl des passenden Finanzprodukts ab. Statt in Einzelaktien kann dein Geld zum Beispiel in ETFs, Geldmarktfonds oder Staatsanleihen fließen.
Was sind Aktien und wie entstehen sie?
Eine Aktie ist ein Wertpapier, also ein immaterielles Besitzstück an einem Unternehmen, dem ein bestimmter Geldwert zugesprochen wird. Die Höhe dieses Wertes hängt dabei vom Erfolg und Misserfolg des Unternehmens ab, das die Aktien zum Verkauf anbietet. In der Fachsprache wird das Auf und Ab von Unternehmen als Bulle und Bär bezeichnet. Mit einer Aktie wirst du zum Investor und erwirbst einen kleinen Teil eines Unternehmens deiner Wahl.
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Der Käufer hat ein Eigeninteresse beim Handeln mit Aktien: die Rendite. Die Rendite ist der Ertrag einer Geldanlage, der erzielt wird und maßgeblich mit dem Erfolg des Unternehmens zusammenhängt. So lässt der Gewinn eines Unternehmens in der Regel, auch den Wert der dazugehörigen Aktien steigen. Hat man 100€ in Aktien investiert und nach dem Verkauf 108€ auf dem Konto, beträgt die Rendite 8€ – Verwaltungskosten, Steuern und Handelskosten noch nicht abgezogen. Ein wichtiger Faktor der Rendite ist auch die sogenannte Dividende, die unmittelbar mit den Rechten eines Aktionärs zusammenhängt.
Wenn du noch mehr zum Thema Börse wissen willst: In unserem Video gehen wir genauer auf die verschiedenen Aspekte der Börse ein.
Rechte und Pflichten eines Aktionärs
Als Gegenleistung für eine Investition in Aktien und das damit verbundene Risiko, zahlen Unternehmen eine Dividende an ihre Investoren aus. Die Dividende ist ein Teil des Unternehmensgewinns, den die Aktiengesellschaften meist jährlich (in den USA jedes Quartal) auszahlen können. Eine Zahlungspflicht für Dividenden gibt es nicht. Manche Unternehmen entscheiden sich, die Gewinne intern in gewinnbringende Projekte zu reinvestieren, und schütten gar keine Zahlung an die Anleger aus. Andere Unternehmen zahlen regelmäßig eine Dividende, die kann allerdings in der Höhe variieren.
Die Höhe der Dividende wird in der Regel auf einer Aktionärshauptversammlung festgelegt, nachdem der Vorstand einen Vorschlag gemacht hat. An dieser Hauptversammlung kann grundsätzlich jeder Aktionär teilnehmen, wenn er sich vorher anmeldet. Ebenfalls interessant für die Aktionäre ist das Auskunftsrecht, das den Investoren erlaubt, sich über alle wichtigen Vorgänge der AG zu informieren. Das Bezugsrecht ermöglicht dem Aktionär bei einer Kapitalerhöhung mehr Aktien zu erwerben, um weiterhin über den gleichen Anteil am Unternehmen zu verfügen.
Die Rechten eines Aktionärs zusammengefasst
Teilnahme an der jährlichen Hauptversammlung
Stimmrecht auf der Hauptversammlung, falls man Inhaber von Stammaktien ist (Erklärung: “Welche Aktienarten gibt es”)
Auskunftsrecht, um über alle wichtigen Vorgänge der AG informiert zu bleiben
Bezugsrecht, das es dem Aktionär bei einer Kapitalerhöhung ermöglicht, zusätzliche Aktien zu einem Vorzugspreis zu kaufen
Die Pflichten eines Aktionärs zusammengefasst
Neben den Rechten gibt es aber auch ein paar Pflichten, die für Aktionäre wichtig sind. So verpflichtet sich der Käufer, die von ihm gehaltenen Aktien beim Erwerb zu bezahlen. Da Aktien heute elektronisch über Börsen und nicht mehr als haptische Aktienpapiere gehandelt werden, erledigt sich dieses Problem quasi von selbst. Die Treuepflicht verlangt außerdem, dass der Aktionär nicht entgegen der Interessen des Unternehmens handelt und sich loyal verhält. Weitere Pflichten können von AG zu AG unterschiedlich sein. Nachlesen kannst du sie in der jeweiligen Satzung des Unternehmens.
Anleger müssen ihre gehaltenen Aktien bezahlen, sonst drohen Strafen
Die Treuepflicht verlangt vom Aktionär, nicht gegen die Unternehmensinteressen zu handeln
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Welche Aktienarten gibt es?
Aktien sind nicht gleich. Die verschiedenen Aktienarten unterscheiden sich in den Rechten und Pflichten für Aktionäre. Nicht jede Unterscheidung ist für Anleger relevant, aber es lohnt sich dennoch, die wichtigsten Merkmale zu kennen. Welche Aktiengattung du besitzt, kannst du auf der Webseite der AG unter den „Investor Relations“ oder direkt in deinem Depot nachschauen. Die AGs bestimmen, welche Aktienarten an der Börse gehandelt werden. Vorzugsaktien kann man außerdem anhand der WKN-Kennnummer identifizieren, die immer mit einer „3“ endet.
Stammaktien: Besitzer von Stammaktien haben die Berechtigung, an den Aktionärshauptversammlungen eines Unternehmens teilzunehmen und ein Stimmrecht auszuüben, um beispielsweise über die Zahlung der Dividende zu bestimmen. Sie sind weiter verbreitet als Vorzugsaktien.
Vorzugsaktien: Im Gegensatz zu Stammaktien beinhalten sie kein Stimmrecht bei Hauptversammlungen und somit kein Mitspracherecht. Dafür können Anleger mit einer höheren Dividende rechnen, werden bei der Ausschüttung also "bevorzugt".
Inhaberaktien: Der Name der Aktionärin, ist der AG nicht bekannt. Die Identität des derzeitigen Besitzers ist nur der jeweiligen Depotbank oder der Clearingstelle, einer Abrechnungsstelle für Zahlungsforderungen aus Wertpapiergeschäften, bekannt. Aktien an andere Personen zu übertragen, beziehungsweise über eine Börse zu verkaufen, ist mit den gängigen Inhaberaktien kein großes Problem.
Namensaktien: Der Aktionär ist der AG bekannt, wird ins Aktionärsregister eingetragen und die AG erfährt, wenn Aktien dieses Besitzers verkauft werden sollen. Bei einigen AGs muss diese dem Übertrag der Aktien an einen neuen Aktionär zunächst zustimmen. Dieser Fall ist selten.
Junge und alte Aktien: Bei jungen Aktien oder auch neuen Aktien handelt es sich um zusätzliche Aktien, die bei der Kapitalerhöhung eines Unternehmens neu ausgegeben werden. Alte Aktien sind dagegen Anteilsscheine, die schon vor einer solchen Erhöhung auf dem Markt waren. Das Kriterium bei der Unterscheidung ist also der Ausgabezeitpunkt.
Stückaktien: Stückaktien sind heute weitverbreitet. Auch sie drücken wie Nennwertaktien einen Anteil des Grundkapitals einer Aktiengesellschaft aus. Dies aber nicht durch einen festen Wert, sondern relativ und in Prozentzahlen. Bei einem Grundkapital von 5.000€ und 5.000 verfügbaren Aktien beträgt der Wert pro Stück 0,02% (Rechnung 5.000€/5.000 Aktien = 1€, pro Aktie 0,02%).
Nennwertaktien: Nennwertaktien lassen sich mit Geldscheinen vergleichen und bezeichnen einen nominal festgelegten Anteil des Grundkapitals eines Unternehmens. Eine Aktie ist dann beispielsweise 5€ wert und das so unveränderlich wie ein Geldschein. Gibt ein Unternehmen 1.000 Aktien mit dem Nennwert 5€ aus, beträgt das Grundkapital der AG 5.000€. Seit Einführung des Euro gibt es diese Aktienform aber kaum noch.
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Wie entstehen Aktienkurse?
Jedes an der Börse notierte Unternehmen hat einen Aktienkurs, eine Kurve mit Auf- und Abstiegen, die die Gewinne und Verluste eines Unternehmens zeigt. Das Gesamtbild nennt man Chart, eine grafische Darstellung von Kursverläufen verschiedenster Finanzprodukte. Aber was sind Aktienkurse genau und wie entstehen sie?
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Im echten Leben sind natürlich immer mehr Aktien von unterschiedlichen Anbietern zu unterschiedlichen Preisen auf dem Markt, die sich sekündlich ändern können. Hier werden dann Kauf- und Verkaufsangebote miteinander verglichen. Der Kurs bildet sich aus der Handelssituation, mit der der höchstmögliche Umsatz erzielt wird. Es wird also der Preis gesucht, zu dem die meisten Aktien den Besitzer wechseln.
Dieser Vorgang wird heute über ein digitales Orderbuch von elektronischen Handelssystemen wie zum Beispiel Xetra (Exchange Electronic Trading) durchgeführt.
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Außerhalb dieser Öffnungszeiten von Referenzbörsen wie Xetra zu handeln, ist dennoch nicht ratsam. OTC-Handelsplätze wie Gettex, L&S Exchange oder Tradegate, müssen sich zu den Öffnungszeiten von Xetra oder amerikanischen Referenzbörsen an deren Kursen orientieren. Wenn diese Börsen geschlossen sind, entfällt diese Pflicht und der Handel kann deutlich teurer werden. Ob die dann angebotenen Preise marktgerecht sind, kannst du dann nicht mehr überprüfen, da der Referenzkurs fehlt. Du solltest also immer besser innerhalb der offiziellen Börsenöffnungszeiten handeln.
Darum schwanken Aktienkurse (so stark)
Käufer und Verkäufer bestimmen den Kurs, weshalb er stetig schwanken kann. Manche Anleger gewinnen durch diese Schwankungen Geld, andere verlieren etwas. Manche Aktien schwanken stärker, andere kaum. Fakt ist: An der Börse ist alles in Bewegung. Das Aufsteigen und Abfallen der Aktienkurse umschreibt man auch mit dem Begriff „Volatilität“, lateinisch für flüchtig. Aber warum sind Kurse flüchtig? Warum geht die Kurve mal in die eine Richtung und mal in die andere? Dafür gibt es viele Ursachen, und nicht immer sind sie rational nachvollziehbar.
Ein Unternehmen wie Tesla kann zum Beispiel ein neues Produkt vorstellen, von dem sich viele Menschen etwas versprechen, weil es dem Unternehmen eine Menge Geld einbringen könnte. Durch diese Erwartung, steigt die Nachfrage nach Tesla-Anteilen, die Verkäufer können höhere Preise je Aktie verlangen. Folglich steigt der Kurspreis, die Kurve geht nach oben.
Umgekehrt können schlechte Nachrichten über Tesla den gegenteiligen Effekt haben. Wenn eine neue Produktlinie einen Systemfehler hat, dämpft das die Erwartungen. Manchmal muss nicht mal ein tatsächlicher Fehler vorliegen, auch Gerüchte können bei Aktionären schon für negative Stimmung sorgen. Die Folge: Sie stoßen die Aktien ab, um noch möglichst viel vom eigenen Vermögen zu retten, bevor der Kurs fällt. Die Nachfrage sinkt, der Preis fällt und der Kurvenverlauf zeigt abwärts.
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Wie ermittle ich den Wert einer Aktie?
Hinter dem eigentlichen Aktienkurs stehen viele Werte, die Anlegern Informationen darüber geben können, wie erfolgreich ein Unternehmen ist und welchen Wert eine Aktie hat. Denn nicht immer spiegelt der aktuelle Kurs unbedingt die Performance der Firma wider. Allgemein geht man davon aus, dass ein Unternehmen einen wahren Wert oder fairen Preis hat. Stimmt dieser Wert aus Sicht von Börsenexperten nicht mit dem aktuellen Kurs der Aktien an der Börse überein, kann das Wertpapier unter- oder überbewertet sein. Sogenannte Aktiensplits spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die folgenden Kennzahlen schauen Experten sich genauer an:
| Kennzahl | Bedeutung |
|---|---|
| Profitabilitätskennzahlen | |
| Umsatzwachstum | Der Umsatz ist die Summe von allen Verkäufen, die das Unternehmen geleistet hat. Das Umsatzwachstum zeigt an, wie sich dieser über die letzten Jahre entwickelt hat. |
| EBITDA-Marge | Das EBITDA ist der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Die EBITDA-Marge kann dir also zeigen, wie erfolgreich ein Unternehmen wirtschaftet, da sie das Ergebnis ins Verhältnis zum Umsatz setzt. |
| Eingenkapitalrendite | Gibt an, wie viel Rendite Aktionäre theoretisch erzielt haben, wird in Prozent angegeben (Rechnung: Jahresgewinn/Eigenkapital). Was am Ende nicht nur theoretisch übrig bleibt, ist der sogenannte Cashflow. |
| Bilanzkennzahlen | |
| Eigenkapitalquote | Anteil eigener finanzieller Mittel im Gegensatz zum Fremdkapital. Der Wert sollte nicht unter 25% liegen. Je höher, desto weniger verschuldet das Unternehmen (Rechnung: Eigenkapital/Bilanzsumme). |
| Gearing | Je geringer das Gearing, desto geringer die Verschuldungsquote des Unternehmens (Rechnung: [Schulden - Cash]/Eigenkapital). Abhängig von der Branche ist ein Gearing zwischen 10% und 40 % akzeptabel. |
| Bewertungskennzahlen | |
| Marktkapitalisierung | Drückt aus, wie viel das Eigenkapital eines Unternehmens an der Börse wert ist (Rechnung: Anzahl der Aktien x Aktien-Kurswert). |
| Unternehmenswert | Zur Berechnung werden zu der Marktkapitalisierung die Schulden addiert und die liquiden Mittel (Cash) abgezogen, um den wahren Wert des Unternehmens festzustellen. Die Logik dahinter: Wer das gesamte Unternehmen kauft, muss auch die Schulden übernehmen und könnte sich das Cash direkt auszahlen lassen. |
| Unternehmenswert/Umsatz | Macht Unternehmensvergleiche möglich. Ist der Wert im Vergleich zu anderen Unternehmen in derselben Branche geringer, gilt das Wertpapier als unterbewertet und umgekehrt. |
| Unternehmenswert/EBITDA | Macht Unternehmensvergleiche nach Abzug der Kosten, aber vor buchhalterischen Anpassungen, sichtbar und macht eine Einschätzung der Kosteneffizienz möglich. Je niedriger die Ziffer, desto günstiger das Unternehmen im Vergleich zur Konkurrenz. |
| Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) | Gibt an, wie häufig Investoren bereit sind, den Gewinn des Unternehmens zu bezahlen. Oder anders formuliert: Das KGV gibt die Zahl der Jahre an, die ein Unternehmen braucht, um den Aktienwert als Gewinn zu erwirtschaften (Rechnung: Marktkapitalisierung/Jahresgewinn oder Aktienkurs/Gewinn je Aktie). |
| Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) | Gibt an, wie hoch der Aufschlag ist, den Investoren bereit sind, auf das bilanzierte Eigenkapital zu zahlen. Liegt dieses Verhältnis unter 1, könnte man 1€ Eigenkapital für weniger als 1€ kaufen (Rechnung: Marktkapitalisierung/Eigenkapital). |
| Cashflow | Cashflow bezeichnet den Wert, der übrig bleibt, wenn alle finanziellen Ströme in ein Unternehmen von den Strömen aus einem Unternehmen abgezogen werden. Also das Bargeld, das am Ende übrig bleibt. Gewinne lassen sich bilanztechnisch steuern, der Cashflow nicht. Daher beziehen Investoren sich eher auf den Cashflow als auf den Gewinn. |
| Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) | Das KCV gibt an, wie häufig Investoren bereit sind, diesen Cashflow zu bezahlen. Ein niedriger Wert im Vergleich zu Konkurrenten bedeutet auch hier eine Unterbewertung und umgekehrt (Rechnung: Marktkapitalisierung/operativen Cashflow). |
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Fundamentalanalyse vs. Chart-Technik
Bei der Aktienanalyse sind zwei Vorgehensweisen weit verbreitet und können auch gemeinsam genutzt werden.
Die Fundamentalanalyse geht, wie schon angesprochen, von einem fairen Wert aus, an den sich die Aktienkurve über kurz oder lang anpasst. Tritt dieser Fall ein, wird das Unternehmen von Experten als fair bewertet. Kommt die Analyse eines Experten auf einen fairen Wert von 10€, das Papier notiert an der Börse aber nur bei 8€, gilt die Aktie als unterbewertet. Hierbei handelt es sich immer um subjektive Bewertungen, die du natürlich auch selbst nach deiner eigenen Fundamentalanalyse vornehmen kannst. Die Realität kann aber selbstverständlich immer von der eigenen Analyse abweichen.
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Es lohnt sich also nicht, allein das KGV von Tesla anzuschauen, du musst es in Relation zu anderen Automobilherstellern sehen. Außerdem müssen Werte wie das KGV oder der Unternehmensgewinn immer historisch betrachtet werden: Wie haben sich diese Kennzahlen über die Jahre entwickelt?
Bei der Chartanalyse geht es dagegen nicht direkt um Unternehmenskennzahlen. Mit Hilfe verschiedener Techniken wird der Aktienchart eines Unternehmens analysiert, um Aussagen über den zukünftigen Kursverlauf zu treffen. Es geht darum, Trends aufzudecken. Befindet sich ein Wertpapier zum Beispiel gerade im Aufschwung, gilt es zu überprüfen, ob sich der „Trendkanal“ weiter fortsetzt. Ob diese Strategie einer Chartanalyse wirklich funktioniert und aussagekräftig ist, ist allerdings zweifelhaft.
Funktioniert Aktienbewertung?
An der Börse solltest du nie nach Gefühl kaufen, daher sind eine Aktienbewertung und eine ausführliche Beschäftigung mit dem Unternehmen deiner Wahl immer ein Muss, wenn du Stock-Picking betreiben möchtest. So kannst du den Wert eines Unternehmens und den der dazugehörigen Aktie besser einschätzen. Gegen alle unvorhergesehenen Risiken kann dich aber auch dieses Bewertungsschema nicht absichern.
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Was für Anlagestrategien gibt es?
Wer langfristig Erfolg am Aktienmarkt haben möchte, der muss eine klare Linie verfolgen, und das idealerweise über Jahrzehnte. Dafür musst du die für dich passende Strategie finden.
Buy and Hold
Eine Strategie, die nicht nur für Anfänger geeignet ist, sondern auch von Starinvestoren wie Warren Buffet über Jahrzehnte erfolgreich praktiziert wurde. Einzelaktien von Unternehmen oder ETFs werden gekauft und langfristig gehalten. Man beachte den Plural. Es werden nicht nur Aktien von einer Firma erworben, sondern von vielen aus unterschiedlichen Branchen.
Dadurch gleichen sich Kursschwankungen aus, wenn es einem Unternehmen schlecht geht und ein anderes gerade in neue Höhen aufsteigt. Langfristig ist der Markt in der Vergangenheit gestiegen. Zwischendurch gab es immer wieder kurz- oder mittelfristige Kursschwankungen.
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Index-Strategie
Hier liegt der Fokus nicht auf Einzelaktien, sondern auf einem kompletten Aktienindex wie dem DAX, der die Wertentwicklung der 40 größten deutschen Unternehmen abbildet. Noch besser setzt man bei einer Indexing-Strategie nicht nur auf ein Land, sondern auf einen oder mehrere Indizes, die die ganze Welt abbilden, wie beispielsweise den FTSE All World. Mit einem ETF lässt sich dieser Index in dein Depot holen und nachbilden. Gewinnt der Index, gewinnt auch der ETF (siehe Abschnitt: Investieren in ETFs ist breites Investieren in Aktien).
Dividendenstrategie
Bei dieser Strategie stehen eine regelmäßige Dividenden-Ausschüttung und die Kursentwicklung des Wertpapiers im Mittelpunkt. Unternehmen, die historisch zuverlässig eine Gewinnbeteiligung ausgeschüttet haben, werden dafür bevorzugt. Das Problem: Wirklich zuverlässig ist an der Börse nichts. Selbst Unternehmen, die über einen langen Zeitraum eine Dividende ausschütten, können die Zahlung aus wirtschaftlichen Gründen kürzen oder aussetzen.
Dividenden sind nämlich keine Zinsen und nirgendwo vertraglich vorgeschrieben. Der Anleger hat keine Kontrolle über die Ausschüttung. Außerdem handelt es sich bei dieser Methode weniger um eine Strategie und mehr um eine Präferenz. Manche setzen lieber auf Kursanstiege, andere auf weniger wachstumsfreudige Unternehmen, die dafür eine regelmäßige Dividende auszahlen.
Antizyklische Anlagestrategie
Auf den Loser setzen - das bedeutet antizyklisches Investieren. Aktien werden gekauft, wenn sie im Wert fallen und aus Expertensicht keinen Erfolg versprechen. Kommt es dann wieder zu einer Kurssteigerung, verkaufen die Aktionäre mit hohem Gewinn, da sie billig eingestiegen sind. Allerdings können die Kurse auch noch weiter in den Keller gehen oder ewig dort verweilen. Langfristige Entwicklungen lassen sich bei einem einzelnen Unternehmen nur schwer voraussagen.
Prozyklische Anlagestrategie
Never change a winning team. Eine prozyklische Strategie setzt auf Unternehmen, die aktuell gut performen und das auch in absehbarer Zukunft noch tun. Es wird davon ausgegangen, dass sich ein positiver Trend weiter fortsetzt. In Stein gemeißelt ist der Erfolg aber nicht. Mit Pech steigt man teuer ein und der Kurs sackt danach ab.
Value-Investing-Strategie
Value-Aktien (Substanzwerte) sind Wertpapiere, die im Vergleich zum Gesamtmarkt ein geringes Wachstum aufweisen. Mit großen Umsatzsprüngen ist in Zukunft nicht mehr zu rechnen. Dafür sind die Gewinne jedoch recht konstant und unterliegen kaum Schwankungen. Das Geschäftsmodell ist in den meisten Fällen sehr solide und es wird in naher Zukunft nicht viel Kapital benötigt, um die Geschäftstätigkeit aufrechtzuerhalten. Gewinne werden daher eher in Form von Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet als in das Unternehmen reinvestiert. Substanzwerte werden meist ganz klassischen Branchen wie der Automobil-, Finanz- oder Stahlindustrie zugeordnet.
Demgegenüber stehen Growth-Aktien mit einem Wachstum, das über dem Marktdurchschnitt liegt. Häufig sind diese Werte in der Technologiebranche zu finden, bei Investoren sehr beliebt und in der Presse prominent vertreten. Growth-Unternehmen investieren sehr stark in ihr eigenes Geschäft, wodurch Gewinne eher gering ausfallen und häufig keine Dividende gezahlt wird. Investoren hoffen, dass der meist rasante Kursanstieg sich auch in Zukunft fortsetzt.
Factor-Investing
Faktoren oder auch Faktorprämien sind bei Aktien statistische Treiber von Risiko und Rendite. Durch eine Überbewertung einer oder mehrerer dieser Faktoren im eigenen Portfolio verspricht man sich eine Zusatzrendite im Vergleich zu einer breit gestreuten Investition in den weltweiten Aktienmarkt – und das meist auch noch nach Abzug der höheren Verwaltungskosten. Das Risiko im eigenen Portfolio wird durch eine solche Überbewertung einer Aktiengruppe ganz bewusst nach oben geschraubt, um die erwartete Rendite zu erhöhen.
Beispiel Schwellenland-Faktor (Emerging Markets): Die bergen in der Theorie ein stärkeres Wachstumspotenzial und machen zurzeit um die 10% der weltweiten Marktkapitalisierung aus. Wer bei seiner Anlage über diesen Wert geht, hat keine einfache Beimischung, sondern betreibt Factor-Investing. Einer der bekanntesten Faktoren ist übrigens der Small-Cap-Faktor. Dabei wird überproportional in kleine Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung investiert, da sie im Vergleich zu großen Playern statistisch höhere Renditen erzielen.
Man kann auch in mehrere Faktoren gleichzeitig investieren. Das nennt sich Multifactor-Investing. Dass du allein durch die Investition in Faktoren höhere Rendite erzielst, ist aber nicht garantiert.
Trading / Kurzfristige Investitionen
Sie sind Rendite-Jäger. Tradern ist es erstmal egal, in welche Unternehmen sie investieren. Hauptsache, Kohle kommt rein – und das möglichst schnell, meist innerhalb eines Tages, daher auch der Begriff Daytrading. Ziele bei der Rendite bewegen sich im zweistelligen Prozentbereich pro Jahr. Trader achten auf Handelssignale, kaufen und verkaufen ihre Werte schnell. Sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene ist diese Strategie keine gute Idee, da diese Manöver dem Glücksspiel sehr nahekommen. Der amerikanische Finanzökonom Brad Barber untersuchte beispielsweise mit Kollegen die Handelsaktivitäten von Hunderttausenden Daytradern in Taiwan. Das Ergebnis: Von 450.000 Daytradern konnten nur 4.000 Gewinne erzielen. 99% machten Verluste.
Investieren: So verdienst du Geld mit Aktien
Jetzt hast du einen ersten Überblick darüber bekommen, was Aktien sind, welche Anlagestrategien es gibt und wie die Börse funktioniert. Wenn du im nächsten Schritt loslesen willst, findest du hier noch die Checkliste, für alles, was du zum Einstieg brauchst:
Aktiendepot bei einer Bank bzw. Online-Broker
WKN oder ISIN
Um ein Depot kommt man beim Wertpapierhandel nicht herum. Das Depot ist das Hauptquartier deiner Finanzgeschäfte, eine Art Lager für deine Wertpapiere. Dazu gehört ein Verrechnungskonto, mit dem Aktien und andere Finanzprodukte gekauft und verkauft werden können. Auf dem Verrechnungskonto werden alle Transaktionen abgebildet.
Dein Depot eröffnen kannst du sowohl bei einer klassischen Filialbank als auch bei Direktbanken und Neo-Brokern im Netz. Hier lohnt sich ein Vergleich der Gebühren und verschiedenen Angebote. Kosten kommen unter anderem auf dich zu, wenn du Aktien kaufst oder wieder verkaufst, und variieren von Anbieter zu Anbieter.
Wenn du dich genauer über die verschiedenen Anbieter informieren willst, findest du eine Übersicht in unserem Depot-Vergleich.
Ist dein Depot eröffnet, kannst du mit dem Investieren beginnen. Jede AG an der Börse besitzt eine eigene WKN und ISIN-Nummer. Beides sind Wertpapierkennnummern, die erste nur für den deutschen Raum, letztere ist die international gültige Kombination. In deinem Online-Depot kannst du im Suchfeld mit einer dieser Nummern die Aktie des entsprechenden Unternehmens finden.
Die unbegründete (?) Angst der Deutschen vor Aktien
Den Deutschen wird eine gewisse Zurückhaltung beim Thema Aktien nachgesagt. Die Börse setzen einige Menschen hierzulande mit einem Kasino gleich. Hier wie dort kann man an einem Abend sein ganzes Vermögen verspielen, so das Vorurteil. Selbst wenn die Zinsen bei klassischen Sparangeboten wie Sparbüchern, Tages- oder Festgeldkonten im Keller sind, sträuben sich viele Deutsche, den Aktienmarkt als ernsthafte Alternative für den Vermögensaufbau zu akzeptieren.
Das zeigen auch die Zahlen. Nur jeder sechste Bundesbürger über 14 Jahren ist an der Börse aktiv, was einer Aktionärsquote von 17,2% entspricht. Eine magere Zahl im internationalen Vergleich. In den USA liegt der Wert bei mehr als 50%.
Woher kommt also die Skepsis in einem Land, dessen hohe Sparquote die optimale Grundlage für eine Anleger-Nation bietet? Zunächst einmal: Es gibt valide Gründe, Aktien mit Vorsicht zu behandeln. Mit Aktien kannst du spekulieren, riskante Geschäfte eingehen und Verluste machen. In den Nachrichten werden besonders dramatische Crashes (oder die Angst davor) thematisiert. Der vielversprechende Börsentraum von der Telekom-Aktie in den 90er-Jahren platzte nach kontinuierlichem Wachstum zu Beginn des neuen Jahrtausends wie die gesamte Dotcom-Blase. Viele (Erst-)Investoren verloren damals in Deutschland Geld. Diese Erinnerung prägt viele Menschen bis heute.
Risiko bei Aktieninvestitionen reduzieren
Alle Risiken kannst du beim Aktienhandel nicht eliminieren. Das ist auch gut so, denn die Rendite am Aktienmarkt ist die Belohnung für deine Bereitschaft, Risiken zu tragen.
Unabhängig von deiner Anlagestrategie kannst du deine Börsenaktivität mit einigen Vorsichtsmaßnahmen aber so sicher wie möglich gestalten. Dabei sind vor allem zwei Risikofaktoren relevant: das Marktrisiko und das unternehmensspezifische Risiko. Das unternehmensspezifische Risiko beschreibt, die Gefahr, dass jedes Unternehmen von einem auf den anderen Tag abstürzen kann. Stichwort: Wirecard-Skandal. Das unternehmensspezifische Risiko lässt sich aber nahe Null reduzieren, wenn du an der Börse auf viele verschiedene Unternehmen in unterschiedlichen Regionen setzt.
Diversifikation
Investitionen werden über möglichst viele Unternehmen und Branchen gestreut. Damit profitierst du von der Rendite des gesamten Aktienmarktes und nicht nur von einer einzelnen AG. Du sicherst das Vermögen gegen große Verluste ab und profitierst langfristig vom Wirtschaftswachstum, auch wenn nicht jede Branche gleich schnell anzieht. Diese beiden Komponenten werden in einem Finanzprodukt besonders gut gemischt: dem ETF.
Das Marktrisiko hingegen lässt sich nicht durch Diversifikation reduzieren. Selbst wenn das Kapital über viele verschiedene Unternehmen gestreut wurde, kann eine Weltwirtschaftskrise die Kurse verschiedener Branchen gleichzeitig in den Keller treiben. Nicht selten werden dann aus Furcht vor noch größeren Verlusten Aktien verkauft. Mit dieser unvermeidbaren Volatilität muss man leben – und das sollte man auch, denn die zu erwartende Rendite aus deiner Investition am Aktienmarkt ist deine Belohnung dafür, wenn du Schwankungen aussitzt.
Geld mit einem langen Anlagehorizont anlegen
Wer während einer Finanz-, Börsen- oder Wirtschaftskrise seine Aktien abstößt, der verpasst die Chance, danach wieder in positive Kursregionen zu gelangen. Wer breit und über viele Jahre in den Aktienmarkt als Ganzes investiert, der profitiert von einer stetig wachsenden Weltwirtschaft. Historisch gesehen konnte sich die Weltwirtschaft bisher nach jeder Krise erholen. Verlust machte nur derjenige, der zu früh ausstieg. Diese beiden Komponenten, Diversifikation und ein langer Anlagehorizont, lassen sich in Form von ETFs besonders einfach kombinieren.
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Investieren in ETFs = breit gestreutes Investieren in Aktien
Der ETF (Exchange Traded Fund) ist ein passiv gemanagter Fond. Fonds bündeln das Geld von Anlegern und investieren es in viele verschiedene Wertpapiere. Der große Vorteil ist die Risikostreuung. Anleger profitieren von potenziellen Wertsteigerungen vieler Papiere, bzw. einer ganzen Anlageklasse.
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Zwar kann man heute auch in ETFs investieren, die nur bestimmte Branchen oder Segmente wie den Tech-Bereich abbilden, ein breit gestreutes Weltportfolio sollte aber die erste Wahl sein. Viel Geld musst du für die Investitionen übrigens auch nicht in die Hand nehmen. Die meisten Online-Broker bieten mittlerweile kostenlose Sparpläne für ETFs an.